
Wer ist eigentlich Cookie?
Ich bin schon ein alter Sack und seit ein paar Monaten Rentner. 1959 bin ich in Braunschweig geboren. Vadder nahm mich früh mit ins Eintracht-Stadion und zwar in die Südkurve (so als ich 12 war), obwohl er nur Gelegenheitsgast war. Ultras und so gab es damals dort aber noch nicht. Klein war ich schon immer, deshalb nahm Bommi (mein Vater) für mich eine Fußbank mit rein. Heute leider undenkbar! Irgendwann als Schüler (so mit 16 oder so) wurde ich Ordner zusammen mit einigen Kumpels (Heini und Willi und Co). Wir besserten damit uns unser Taschengeld auf und irgendwie war es auch cool. Es gab 16 DM und wir sparten natürlich den Eintritt. Die Meisterschaft bekam ich 1967 leider nicht mit. Aber es kamen auch danach noch tolle Zeiten. Sogar Nationalspieler hatten wir (Klaus Gerwin, Luffe Wolter, Lothar Ulsaß usw). Mein größter Held war Danilo Popivoda. Mein geilstes Spiel: Eintracht gegen Dynamo Kiew (damals gespickt mit Weltstars wie Oleg Blochin). An diesem Tag bestand ich morgens meine Führerscheinprüfung, dann in den Tempel (Ordner Gegengerade), dann dieses Spiel. Wir durften in den Aufgängen sitzen, ein Traum. Eintracht hielt nach dem 1:0 in Kiew sensationell das 0:0. Jeder Ball ins Aus wurde die letzten 30 Minuten orgiastisch abgefeiert. Kriege jetzt noch ne Gänsehaut.
Dann tingelte ich beruflich ca. 20 Jahre in Deutschland umher. Meine Eintracht verfolgte ich immer und wie verrückt, nur eben seltener live vor Ort. Meine heutige Frau Uschi lockte mich 2009 erfolgreich in die Heimat nach Braunschweig. Wir kamen uns 2005 beim Auswärtsspiel bei 1860 München näher, zumindest erstmal bis auf Armlänge. Neben vielen anderen tollen Eigenschaften verzauberte sie mich als jahrelange Eintracht-DK-Besitzerin. Den Makel des Auch-Bayern-Fans musste ich schlucken. Nun sind wir wieder, wenn es irgendwie geht, bei jedem Heimspiel dabei, jetzt allerdings auf der von den Ultras verschmähten Haupttribüne. Wenn wir mal nicht können sowie die meisten Auswärtsspiele, verfolgen wir unsere Eintracht digital im Zug, am Hotelpool oder in welchem Loch auch immer.
Warum hoppt er denn?
Irgendwie scheint mir die Anlage zum Hoppen bereits in die Wiege gelegt zu sein, naja zumindest als junger Teenie brach sie dann aus. Ich schwang mich jedes Wochenende auf mein cooles, oranges Bonanzarad und besuchte Sportveranstaltungen in der Nähe der Wohnung meiner Eltern im Heidberg in Braunschweig. Meistens Fußballspiele, wie die des SV Süd Braunschweig (gibt's nicht mehr) an der Salzdahlumer Straße. Aber auch Frauen-Handball in der Sporthalle der Raabeschule im Heidberg, Hockeybundesligaspiele von Eintracht (spielte mein Kumpel Stefan Kullu Kahlau mit) oder Wasserballbundesligaspiele im Raffteichbad. Eintracht durfte ich nur im Tempel sehen, da meine ängstlichen Eltern mir Auswärtsspiele bis zur Volljährigkeit verboten (ich bin bald verrückt geworden) hatten.
Die nächsten Jahrzehnte gab's überwiegend nur Eintracht-Heimspiele und sehr selten mal ein Auswärtsspiel (auch wenn ich es jetzt durfte). Dann entstand irgendwann die Lust auf berühmte Grounds. So besuchte ich zum Beispiel die Anfield Road (mit Uschi) und Estadio de Bernabéu (mit Curre).
So mit 60 rum fand ich auf Facebook eine Groundhopperseite und war schnell angezündet. Meine Uschi schenkte mir das erste Groundhopperbuch von Gayson Stanley (ich habe es verschlungen) und ich wurde immer heißer auf's Groundhoppen. Das Problem: Die Arbeit! Sie klaute einfach zu viel Zeit für's Wesentliche. Und so legte ich erst 2021 langsam los, wurde aber gleich wieder durch Corona ausgebremst. Nun bin ich seit Anfang 2024 raus aus der Maloche und kann endlich richtig durchstarten. Herrlich!
Aber wollte ich Schwerpunkte setzen oder einfach drauf los hoppen? Beim Verschlingen der Berichte von anderen und von Gayson Stanley faszinierte es mich, einfach einen preiswerten Flug irgendwo hin zu suchen, dann zu schauen, welche Spiele es dort gibt, eine günstige Bleibe zu buchen und ab dafür. Davon schwärmte ich meiner Holden dann, je näher die Rente kam, immer häufiger vor. Und dann stellte sie die Killerfrage: Kannst du das eigentlich mit deinem grünen Gewissen vereinbaren, wegen so etwas in der Welt herum zu fliegen? Gut, das war's dann. Mein Schwerpunkt wurde Braunschweig und hin und wieder ging es mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln auch mal in andere Gebiete der Republik. Und im Urlaub (da fliegen wir trotz grünem Gewissen noch), möglichst auch zu Spielen in anderen Ländern. Finde ich aber trotzdem affengeil und es fehlt mir tatsächlich nichts. Und der Hammer ist, dass meine Uschi sogar häufig gerne mitkommt, auch wenn sie beruflich noch voll eingespannt ist. Nur ein Kreisligaspiel am Dienstagabend bei Regenwetter, da hört es für sie dann auf. Da ziehe ich dann alleine hin.
Beim Eintritt ins Rentenleben wurde ich natürlich oft gefragt, was ich dann machen wolle. Mit Groundhoppen konnte niemand etwas anfangen und ich versuchte, es ihnen zu beschreiben. In der Regel wurde ich ziemlich entgeistert angeschaut. Naja, auch mir war lange nicht klar, dass es fast täglich irgendwo immer ein Spiel zu sehen gibt und nicht nur am Wochenende. Irgendwie versuchte ich mir dann selbst die Frage zu beantworten, was mich daran so fasziniert. Die Antwort ist, dass ich darin viele meiner Neigungen verwirklichen kann. Um nicht zu sagen, dass mir nichts einfällt, wo es besser geht als beim Hoppen:
- Ich gucke gerne Fußballspiele: Das geht ganz gut beim Groundhoppen!
- Ich reise gerne: Ob ins Dorf um die Ecke oder ferne Ziele, Hauptsache reisen!
- Ich kommuniziere gerne: Oft kommt man mit anderen Gleichgesinnten ins Gespräch oder man erzählt anderen davon.
- Ich esse und trinke gerne: Die Stadionbratwurst ist Kult!
- Ich sammele gerne: Schon als Kind Postkarten und Bierkrüge. Später dann Münzen. Und nun eben noch Grounds!
- Ich liebe Statistiken: Auf Futbology wird fast alles statistisch ausgewertet!
Und ich teile meine Erlebnisse gerne und deshalb schreibe ich sie nun in den Blog auf meiner Homepage www.cookiehoppt.com (Danke, liebe Tochter fürs Einrichten) hernieder. Wenn ihr Bock habt, guckt gerne mal rein!