Lehndorf on Fire
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- 4. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Aug.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Auf dieses Spiel hatte ich mich richtig gefreut. Ich bin sowieso gerne bei den Lehndorfern, sowohl bei den Männern, wie auch bei den Frauen, am Blitzeichenweg. Und dann sollte es heute sogar noch einen Leckerbissen geben. Im letzten Spiel der Aufstiegsrunde zur Bezirksliga Braunschweig brauchten die Lehndorferinnen noch ein Pünktchen. Wenn nicht, geht Eintracht Braunschweig 3 hoch.
Plockhorst! Noch nie gehört. Und das, obwohl es nur 38 Kilometer nordwestlich von Braunschweig liegt. Ok, meine Recherche Zeit auch, weshalb: 776 Einwohner. Das herausragendeste in der Plockhorster Geschichte war ein Turmbahnhof. Der wurde nötig, da die Bahnlinien Berlin-Hannover und Celle-Braunschweig sich hier per Brücke kreuzten. Und darüber wurde der Turmbahnhof gebaut. Aber alles wurde inzwischen stillgelegt und abgerissen, wie auch die abgefackelte Kirche und so weiter. Das Dorf verödet langsam. Selbst zum Schützenfest, dem Highlight solcher Orte, kommen immer weniger Feierbiester. Deshalb greifen die findigen Plockhorster nun zum ultimativen Mittel: Im Jahr 2025 werden, Inflation hin Inflation her, die Bierpreise gesenkt! Wenn das nicht klappt, ...? Und wenn ihr mal in Plockhorst seid, dann müsst ihr aber unbedingt zum örtlichen Krämerladen. Zwar blättert der Putz vom Mauerwerk, aber es gibt sie davor tatsächlich noch, zwei im üblichen Rot gehaltene Kaugummiautomaten. Die älteren unter uns kennen diese Träume unserer Kindheit natürlich. Münze rein, am schwarzen Rad drehen und klack, fällt ein runder Kaugummi aus dem Plexiglasbehälter in das Ausgabefach. Herrlich!
Aber noch unglaublicher ist der Sport- und Schießverein Plockhorst von 1964 e.V. Ich dachte, ich lese nicht richtig: In der Frauenmannschaft spielen sage und schreibe 23 (!) Spielerinnen im Alter von 16-46 Jahren. Wo anderen zu 7er oder 9er Mannschaften und Spielgemeinschaften greifen müssen, um überhaupt eine Mannschaft zusammen bekommen, hier sowas!
Ground
Den Ground in Lehndorf habe ich euch schon hinlänglich beschrieben (vgl. 13. Dezember 2024). 2021 brannten die Funktionsgebäude ab (Brandstiftung). Nun ca. 4 Jahre später sind noch letzte Sandhaufen, Bauzäune etc. zu sehen. Aber im Großen und Ganzen ist alles wieder da und natürlich teilweise schöner als zuvor. So war vor ein paar Monaten die Vereinsgaststätte noch nicht wieder in Betrieb. Aber zu meiner Freude war das nun auch der Fall. Sogar eine nette Sonnenterasse gibt es nun davor. Und zu mampfen ist auch einiges, wie Curry/Pommes, Burger und Co, im Angebot. Ein Besuch hier lohnt sich somit mehr denn je! Die Anlage hat drei Plätze, zwei Rasen- und einen Kunstrasenplätze. Leider fand der Kick auf dem Nebenplatz, ohne Spielfeldbarrieren für Bandenwerbung (nichts für Rückengeschädigte), statt. Aber dafür ist hier ein wahres Mückenparadies.
Spiel
Das Spiel ging verhalten los. Plockhorst hielt erstaunlich gut mit. Bis auf das frühe 1:0 hatten die Gäste alles gut im Griff. Bei zwei satten Fernschüssen hatten sie es ihrer exzellenten Keeperin, Mariella Haisch, zu verdanken, dass es so in die Halbzeit geht. In der zweiten Hälfte knipste ihre treffsicherste Schützin, Marie Rump, gleich zum 2.0. Und dann gab es ein einziges Powerplay der Heimelf. Es fielen noch drei weitere Treffer zum 5:0-Endstand und nun konnte man auch den erwarteten deutlichen Klassenunterschied erkennen. Gegen Ende hatte ich den Eindruck, dass nur noch der Schlusspfiff sehnlichst herbeigewünscht wurde. So riss sich Franziska Brigitte Krumpen auch nach ihrem Traumtor, schon das Trikot hoch, um das Aufstiegsshirt darunter schon mal kurz vorab freizulegen.
Stimmung
Was für eine Partystimmung! Ich hatte ja schon drauf gehofft, dass hier ein wenig Stimmung zum vermeintlichen Aufstiegsspiel herrscht. Aber meine Erwartungen wurden krass übertroffen. Zum Beginn des Spieles waren schon knapp 50 Leute da. Und nach und nach kamen noch immer mehr dazu. So trudelten auch viele Spieler der Männermannschaften nach ihrem Training ein. Es waren dann so 85 Zuschauer. Aus Plockhorst konnte ich niemanden ausmachen. Die vielen Zuschauer machten mal so richtig Stimmung. Über 90 Minuten feierten sie jeden Angriff und jede gelungene Grätsche ihrer Elf richtig ab. Eine Trommlerin und mehrere Frauen mit Rasseln untermalten das Ganze gebührend. Gegen Ende wurde es immer frenetischer. Das war Spitzensupport vom Feinsten!
Fazit
Und dann kam das, worauf alle Anwesenden die ganze Zeit hin gefiebert hatten: Der Schlusspfiff! Endlich! Spielerinnen und Fans stürmten wie von Sinnen schreiend und grölend aufeinander zu. Es wurde gehüpft, getanzt und wild umher gelaufen. Bengalos erleuchteten das ganze Spektakel. Erinnerungsfotos wurden natürlich en masse geschossen. Und richtig gut, die dämlichen Sektduschen fanden nicht statt!
Was dann noch abging, kann ich mir bei diesen Damen gut denken. "Lehndorf on Fire" eben!
Fotos











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