Tor- und trostlos

Fakten

Stadion	Sportplatz VfL Leiferde
Ort	Braunschweig
Kapazität	1.000
Datum	16.11.2025
Spiel	VfL Leiferde (13.) - FC Heeseberg (8.)
Ergebnis	0 : 0
Zuschauer	70
Liga	Bezirksliga Braunschweig 2
Ebene*	7
Liga (vollständig)	13 von 15
Ground - alt / Anzahl Besuche	ja / 3
Ground - neu / Anzahl Grounds	nein
Spiel in 2025 / Gesamt**	67 / 311

*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen

** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt

Vorspiel

Der Wetterbericht sagte 95% Regenwahrscheinlichkeit. Und das passte. Es sollte an diesem pieseligen Tag überhaupt nicht hell werden. Es sollte eigentlich eine herrliche Radtour an der Oker entlang in den südlichsten Stadtteil Braunschweigs, Leiferde, geben. Das konnten wir knicken und Uschi meldete sich auch noch ab. Leiferde ist für mich der schönste Stadtteil Braunschweigs. Er ist klein aber wirkt sehr urban. Fachwerkhäuser prägen das Bild. Und es gibt noch etliche Höfe, davon drei Reithöfe. Über 150 Zucht- und Reitpferde beheimatet der Ort. Es ist üblich, dass hier Reiter/-innen mit Pferden am Halfter an den Straßen zu sehen sind. Das war auch heute wieder so. Und das Umfeld ist herrlich. Die Oker windet sich in engen Schleifen am Ort entlang. Hier kann man wunderbar spazieren gehen und noch besser Fahrrad fahren. Umso doofer, dass das heute ausfiel. Der Star der Gemeinde ist Kantor Ludwig Lüders, der 1855 die Rübenkernlegemaschine erfand ;-). Lüders war Grundschullehrer in Leiferde. Hauptsächlich Kinder wurden zur mühseligen Schweinearbeit, der Rübensaat eingesetzt. Oft war kein Kind im Klassenraum oder sie waren vollkommen übermüdet. Dem hat Lüders durch seine Erfindung ein Ende bereitet!

Der ansässige Verein ist einer der kleinsten in Braunschweig, mit niedlichen 188 Mitgliedern. Es ist ein fast reiner Fußballverein. Und dass er seit wenigen Jahren in der Bezirksliga spielt, darf, als ziemlicher Erfolg bezeichnet werden.

Der heutige Gast kommt aus Heeseberg. Das ist aber gar kein Ort. Denn es haben sich 5 Vereine aus 4 Gemeinden mit 5 Grounds zum FC Heeseberg vereint. Der Vereinsname kommt von der mit 200 Metern höchsten Erhebung des Landkreises Helmstedt, dem Heeseberg. Der liegt keine 3 Kilometer von Sachsen-Anhalt entfernt. Quasi ehemaliges Zonenrandgebiet pur. Jedes Jahr kicken sie auf einem anderen ihrer 5 Grounds. 2015 wurde der FC gegründet, stieg sofort in die Bezirksliga auf und spielt seitdem Jahr für Jahr eine glänzende Rolle. Diese Saison scheint nun gerade ihre schlechteste zu werden, aber noch ist ja genug Zeit das zu ändern. Und das macht der Verein auch noch mit Herz statt Kohle. Es werden nämlich keine finanziellen Zuwendungen geleistet und es wird noch nicht mal Fahrgeld erstattet. Hut ab!

Ground

Vor dem Spiel suchte ich erstmal die Leiferder Kirche auf. Ich wollte aber nicht zum Beten dort hin, sondern mir das Denkmal davor anschauen. Denn dem Helden der Dorfjugend des 19. Jahrhunderts, dem Erfinder, Kantor und Grundschullehrer Lüders wurde dort ein Gedenkstein gesetzt. Dann zum Ground. Der Sportplatz hat nur einen Rasenplatz, mehr nicht. Und bis vor 1 oder 2 Jahren mussten sich die Spieler noch in der nahen Grundschule umziehen. Dort waren auch die Toiletten für die Zuschauer. Immerhin haben sie jetzt ein kleines Vereinsheim, Marke einfach aber egal. Blöderweise liegt das diagonal zur Bratwurst- und Getränkebude. Ein Vereinsheim gibt es auch, aber das liegt etwas entfernt. Es ist das ehemalige Bahnhofsgebäude. Denn der Bahnhof wurde in den 70ern stillgelegt. Auch das ist besser als nichts aber auch nicht gerade der Oberburner. Als ich nach dem Spiel dort mal gucken wollte, war auch alles dunkel. In der Halbzeit musste ich zur Toilette. Gut, dass mich keiner von euch gehört hat. Ich habe laut geflucht. Denn du musst dahin bei diesem Wetter durch Schlammlöcher, Matsch und riesige Pfützen stapfen. Ich bin dann auch noch darin ausgerutscht und hätte mich fast langgelegt. Die Verantwortlichen des VfL Leiferde können von Glück sagen, dass ich aufgrund meiner exzellenten Körperbeherrschung nicht reingeplatscht bin. 

Spiel

Das Spiel hat nochmal das miese Wetter und den üblen Ground getoppt. Mein zweites 0:0 im Jahr 2025 (Das erste 0:0 war gleich mein erstes Spiel des Jahres, Eintracht Braunschweig gegen Schalke 04). Beide Mannschaften glänzten durch Unfähigkeit und waren vom Bezirksliganiveau meilenweit entfernt. 90 Minuten wurde die Pille hin und her gedroschen und es gab quasi fast keine Torchancen. Abspielfehler, schlechte Ballannahme und Schüsse, die diesen Namen nicht verdienen, machten das Spiel aus. Die Heimelf war noch schlechter als der Gast, wenn man das überhaupt noch differenzieren kann. Und der Schiri passte sich diesem Grusel-Niveau an. Ein Heim-Schiedsrichter, wie ich es so fast noch nie erlebt habe. 

Ich kann mir nicht vorstellen, wie der VfL Leiferde sich so retten soll. Wenn überhaupt schafft das der FC Heeseberg, da sie schon ein kleines Polster haben. Ich bin gespannt. 

Stimmung

Es ist schon bemerkenswert, dass überhaupt 70 Leute zum Sportplatz pilgerten. Es haben bestimmt ca. 20 Fans aus dem Raum Helmstedt die lange Fahrt auf sich genommen. Respekt! Das nenn ich mal Vereinstreue oder bei mir geistige Verwirrtheit. Stimmung gabs nicht. Es wurde hauptsächlich über das Wetter und eine fehlende Überdachung geschimpft. Das einzige kleine Dach war auch nicht nutzbar, da davor an der Bande Leute mit Schirmen im Wege standen. Freude bei den Leiferder Zuschauern kam nur bei den vielen Fehlentscheidungen des Schiris zu ihren Gunsten auf. Unisono gaben sie zu verstehen, dass sie so etwas noch nie erlebt haben. Dass die Spieler aus Heeseberg fast durchdrehten, war nur zu verständlich. Und ich sagte mir, „immerhin etwas Action“. 

Fazit

So ein schöner Ort und dann das! Selten bereue ich den Besuch eines Spieles. Heute war ich kurz davor. Aber dann amüsierte ich mich doch mehr über alles heute Nachmittag. Immer positiv bleiben. Und letztendlich haben wir ja schon in der Schule in Mathe gelernt: Minus mal Minus ist Plus!

Fotos