Die Unbeliebten
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- 6. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Nov.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Der Herbst zeigt sich gerade von seiner fiesen Seite. Trotzdem wollte ich hoppen. Und ich stellte mich auf Single-Hoppen ein, da meine Frau Uschi eigentlich bei Nässe keinen Bock hat. Aber dann hörte sie, dass der FSV Schöningen spielt. Und? Sie kam mit. Die findet sie nämlich ganz gut. Und dann noch gegen den FC Eintracht Norderstedt. Dort waren wir in diesem Jahr mit unseren Freunden Biggie und Willi schon zu Gast. Und wir hatten Spaß in Norderstedt (vgl. Artikel vom 10. März 2025). So wurde es eben ein Couple-Hoppen :-). Und Uschi wurde belohnt. Das Wetter hielt und es schien sogar teilweise die Sonne. Ich bin auch sehr gerne dort. Es gibt dort immer viele renommierte Ex-Profis, die dort kicken: Beck (1. FC Magdeburg), Maxi Sauer (Eintracht Braunschweig), Philipp Harant (1. FC Magdeburg), Willi Evseev (SV Meppen), Federico Palacios (1. FC Nürnberg), Daniel Reiche (Viktoria Köln), Sergej Evljuskin (Hansa Rostock). Und nun seit kurzem auch noch der von mir sehr geschätzte Brian Behrendt, ebenfalls von Eintracht Braunschweig. Der hatte lange Zeit unsere Hintermannschaft mit seiner Ruhe und Übersicht stabilisiert. Das ist doch irgendwie der Hammer, oder? Aber auch Jungspunde bereichern das Team. So kam Jordi Njoya noch ins Team. Den hatten wir schon in der Bezirksliga beim VfL Leiferde überragend und für höheres geeignet befunden. Wir waren auch auf ihn sehr gespannt, ob er es in der Regionalliga packt. Tja, und wo kommt die Kohle dafür her? Der FSV Schöningen hat einen Super-Sponsor und zwar Karsten Kräcker. Im Umfeld von Braunschweig geboren, lebt er heute in Wernigerode. Er ist gelernter Bäcker und hat sich mit Haut und Haaren der Gastronomie verschrieben. Während deutschlandweit in der Branche gestöhnt wird, zeigt er, was geht. Er betreibt in Braunschweig das mehrfach von uns getestete und für gut befundenen Kräcker's Kitchen (Amiküche). In Wernigerode ein weiteres Restaurant (Mampfi) und zwei sehr erfolgreiche Cafés. Und da bleibt so viel übrig, dass er noch kräftig seinen Herzensverein sponsern kann. Inzwischen hat er sich auch noch einen weiteren Großsponsor an Land gezogen, das Bankhaus Rautenschlein. Kohlemäßig sagt er, dass er sich auf kein Limit festlegen will, auch wenn es selbst für ihn Obergrenzen gäbe.
Ground
Die gut 30-minütige Fahrt von Braunschweig ins Elmstadion nach Schöningen bietet ein absolutes Natur-Highlight. Und das ist in Evessen. Dort gibt es den Evessener Baum. Das ist eine ca. 800 Jahre alte Linde, die auf einem Hügel thront. Man fährt direkt auf den Baum zu, bevor man ihn rechts liegen lässt. Hier lohnt sich definitiv ein Fotostopp. Um die Linde ranken natürlich viele lokale Sagen. Angeblich wurde vor langer Zeit unter der Linde auch Recht gesprochen.
Das Stadion fällt gleich wegen seiner extremen Weitläufigkeit ins Auge. Eigentlich wollen wir ja lieber schön enge Stadien sehen, da sich die Stimmung natürlich schnell intensiviert. Hier findest du eben den Gegensatz. Erstmal ist es schon mal ein Leichtathletikstadion. Und es liegt auf einer Anhöhe. Wenn du ankommst, blickst du über das Areal auf die Tribüne, mit Sitzplätzen in der Mitte und Stehtraversen an beiden Seiten. Die Offenheit kommt noch mehr zur Geltung, weil es auch kein Dach gibt. Wenn du dann dort sitzt, blickst du in eine schier endlose Weite. Nach links zum stillgelegten Kraftwerk Buschhaus. Geradeaus kilometerweit bis nach Sachsen-Anhalt hinein.
Durch den Regionalligaaufstieg muss nun einiges getan werden. Ein Gästekäfig muss sein. Ein Tribünendach wäre nun State of the Art. Auch die Kabinen und das Vereinsheim bedürfen dringend der Sanierung. Und dass ein Regionalligaclub keinen Kunstrasenplatz fürs Training zur Verfügung hat, geht eigentlich auch gar nicht. So muss Karsten wohl mal wieder kräftig in die Schatulle greifen, da die Stadt Schöningen unter notorischer Geldknappheit leidet.
Trotz dieser Defizite geben sie sich hier viel Mühe. Mit ansprechendem Imbissangebot oder auch einer informativen Stadiondurchsage. Sehr smart fand ich zum Beispiel auch, dass ein Mädel bunte Süßigkeitentüten anbot. Das Elmstadion ist also auf jeden Fall einen Besuch wert, hat aber noch Potenzial.
Spiel
Der Trend sprach ganz klar für den Gastgeber. Auch wenn er nur knapp vor den Schleswig-Holsteinern in der Tabelle lag. Die Norderstedter konnten 6 Mal in Folge nicht siegen. Schöningen dagegen feiert gerade die Hamburger Festspiele. Drei der letzten vier Spiele vernaschten sie Hamburger: St. Pauli 2., HSV 2. und Altona 93. Und Norderstedt liegt ja fast in Hamburg. Denkste was! Nach einer kurzen Abtastphase machte es gleich Bumm und Norderstedt führte. Leicht und locker spielten sie weiter Schöningen aus und machten vollkommen verdient auch noch die 0:2-Pausenführung. Die zweite Halbzeit ging hammermäßig los. Drei Buden in drei Minuten - Fußballherz, was willst du mehr? Naja, ich hätte die Dinger gerne anders verteilt gehabt. Immerhin brachte der eingewechselte Njoya endlich frischen Wind in die so trübe FSV-Welt. Erst machte er den Anschluss und dann holte er später auch noch einen Elfer zum 2:4 raus. Aber heute war Schöningen eindeutig zu schlecht, um noch was zu reißen, auch wenn sie wenigstens noch eine bemühte Schlussoffensive hinlegten. So ist das eben manchmal mit den Trends. Es sei noch erwähnt, dass nur Njoya Regionalligatauglichkeit zeigte. Vielleicht noch Behrendt, der sich zwar nur sehr wenig und sehr langsam bewegte, aber immerhin seine gute Ballbehandlung, Passsicherheit und Zweikampfstärke bewies. Dagegen wusste die Eintracht absolut zu überzeugen.
Stimmung
DerZuschauerzuspruch hielt sich stark in Grenzen. 547 sind nun nicht gerade der Burner und das liegt auch unter dem bisherigen Schnitt von rund 800. Und für die paar Norderstedter hätte man auch keinen Käfig gebraucht, zudem sie nicht besonders gewaltbereit wirkten. Eindeutig mehr als früher sah man Fans in Trikots, mit Schals und Fahnen. Auch ein Drummer gab sein Bestes. Zu seinem Rhythmus trällerten eine Handvoll Kiddies wohlbekannte Fansongs. Ansonsten gab es nicht viel Stimmung. Höchstens mal vielhändiges Klatschen vor den wenigen Ecken. Da geht zukünftig noch mehr. Aber vielleicht muss sich das noch entwickeln.
Fazit
Der FSV Schöningen wird in der Region auch das FC Bayern Süd-Niedersachsens genannt. Der Club war seit Jahren der unbeliebteste Verein der Oberliga Niedersachsen. Das lag natürlich an den namhaften Verpflichtungen, die es Jahr für Jahr zu vermelden gab. Eigentlich natürlich mehr an der Kohle, die dafür ausgegeben wurde. Der Faktor Neid spielt also eine große Rolle.
Mir ging das zuerst genauso. Aber inzwischen sehe ich das anders. Ist es nicht wunderbar für die Region, wenn ein erfolgreicher heimischer Unternehmer seinen Schotter in einen Fußballverein steckt, statt in Jachten und Cabrios? Ich sage nur, Danke,Karsten Kräcker und weiter so. Hoffentlich reicht es für den Klassenerhalt!
Fotos












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