Ein bisschen wie in Paris
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- 12. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Okt.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Irgendwann einmal muss ich meine erste Liga komplett heben. In der 2. Liga bin ich diesem Ziel (16 von 18) am nächsten. Aber auch in der Bezirksliga Braunschweig 2 geht diese Saison was. Deshalb ging es heute nach Peine, um den Ground Nummer 13 von 16 zu besuchen. Da Uschi mitkam und wir Zeit hatten sollte es ein richtiger Ausflug mit Rahmenprogramm werden. Nun steht allerdings Peine nicht gerade unter den Top 10 der deutschen Reiseziele. Der Stahlstadtcharme ist nicht ganz zu übersehen ;-). Wegen dieses Industriezweigs machten die Tommies Peine auch im 2. Weltkrieg richtig platt. Aber und das wissen bestimmt nicht alle hier in der Region: In Peine ist sogar ein bisschen wie in Paris. Um das zu erkennen, müsst ihr zum Hagenmarkt in Peine fahren. Dieser wurde nämlich nach dem Vorbild des berühmten Place Charles-de-Gaulles geschaffen. Wie bei diesem gehen die Straßen sternförmig von dem kreisrunden Platz ab. Na gut, beim Vorbild sind es satte 12 und hier 7, aber immerhin. Eigentlich fand in Peine ursprünglich hier immer der Ferkelmarkt statt. Aber für uns als Vegetarier kam es gelegen, dass es hier inzwischen Obst und Gemüse statt kleiner Säue gab und wir uns fürs Wochenende eindecken konnten.
Ansässig ist hier der Verein für Bewegungsspiele Peine 04. Bis in die 90er Jahre war der Verein eine richtig gute Adresse im norddeutschen Fußball. Teilweise mit Vereinen wie Eintracht Braunschweig, VfB Lübeck, West-Peine 97-1, HSV, Union Salzgitter und MTV Wolfenbüttel auf einer Stufe. Mitte der 90er ging es dann tief bis in die Niederungen des Kreisfußballes hinab. Nun ist der VfB wenigstens das zweite Jahr nacheinander wieder auf Bezirksebene unterwegs. Und das recht ordentlich, nämlich aktuell auf Rang 4. Sollte da was gehen dieses Jahr? Da kam der Gast aus Hondelage als Tabellendritter gerade richtig zur Standortbestimmung. Die sind seit mehr als 10 Jahren eine etablierte Größe der Liga und schnuppern Jahr für Jahr am Aufstieg, um ihn immer knapp zu verpassen. Seit 5 Jahren ist Rafael Schindzielorz hier Trainer. Das polnische Kraftpaket leistet hier außerordentlich gute Arbeit. Nur etwas vorsichtiger muss der Bengel noch werden. Er versprach seinen Jungs nämlich vollmundig, dass er ihnen immer, wenn sie ohne Gegentreffer bleiben, einen ausgibt. Mit der dadurch geweckten Gier seiner Leute nach Alkohol hat er wohl nicht gerechnet. Und so muss er seitdem eine Kiste Bier nach der nächsten aus dem Getränkemarkt holen.
Fast hätte ich es vergessen. Der für mich aktuell beste Spieler der 3. Liga hat in der Peiner Jugend das Kicken gelernt: Tolcay Cigerci von Energie Cottbus.
Ground
Die Stadt Peine stellte dem VfB 1929 das Gelände an der Ilseder Straße, dem ehemaligen Schützenplatz, zur Verfügung. Darüber waren diese so glücklich und so dankbar, dass sie seitdem die Farben der Stadt Grün und Rot als Vereinsfarbe tragen. Wie der Name schon sagt, ist es ein richtiges Stadion mit Tribüne. In der Mitte ist eine Sprecherhäuschen. Dort war auch ein Sprecher mit Mikro drin, aber er sprach nur leider nicht. Immerhin spielte er nach dem einzigen Peiner Treffer "Immer wieder VfB" als Mucke. Zumindest ein Zeichen dafür, dass die Anlage funktionsfähig war. Vor der Kabine ist eine kleine Sitztribüne. Auf der anderen Seite gibt es ebenfalls überdachte Stehplätze. An den weiteren drei Seiten ist nichts. Noch weiter hinten ist ein Grillhäuschen aufgebaut. Die Bratwürste sahen vom Feinsten goldbraun geröstet aus. Dahinter erspähten wir zwei Mädels in einer kleinen Garage. Die verteilten trotzdem freundlich lächelnd Getränke.
Immerhin finden 3.000 Zuschauer auf dem weitläufigen Gelände Platz. Es ist schon ziemlich in die Jahre gekommen. Ein ziemlich ranziger Ground, wie viele Hopper es ja lieben. Überall Rost, es blättert der Putz von den Wänden und so weiter.
Spiel
Ich war sehr gespannt auf dieses Spitzenspiel. Mein leichter Favorit war der VfB Peine 04. Als erstes fielen einem aber erstmal die potthässlichen grellorangen Trikots der Heimelf ins Auge. Aber es ist ja alles Geschmackssache. Das Spiel ging recht ausgeglichen los. Den Spielern war die Anspannung anzumerken. Der Hondelager Goalgetter, Broders vergab dann zwei dicke Dinger. Aber aller guten Dinge sind ja drei und Broders knipste zur Gästeführung. Das gab den Blau-Weißen Auftrieb und nach und nach bekamen sie den Gastgeber in den Griff. Und nochmal Knack durch Broders zum 0:2-Halbzeitstand. Kaum saßen wir wieder, da machte Broders sein Drittes. Dann gabs einen Ellenbogencheck eines Peiners und es hieß 10 gegen 11. Zur Überraschung aller machten diese dann den Anschluss. Aber dann kam wieder: Broders zum 1:4. Übrigens beschenkte er sich selbst zum Geburtstag am Vortag. Die Peiner hatten dann keinen Bock mehr und verloren mit 1:6. Hier stellt sich die Frage nach der Mentalität des Teams.
Auffällig war bei der Heimelf, dass wohl fast alle Spieler den gleichen Stylisten haben. Je nach dem. wer gerade spielte, trugen bis zu 7 von Ihnen die gleichen smarten Vollbärte.
Stimmung
Fußball-Stimmung gabs keine unter den 75 Zuschauern. Rund die Hälfte von Ihnen kam aus Hondelage/Braunschweig. Da wurde es natürlich 6-mal richtig laut unterm Dach. Die Heimzuschauer neben uns lamentierten eher mit dem Schiedsrichter, der aber sehr souverän pfiff. Derjenige der 90 Minuten am lautesten war: Unser urwüchsiges Kraftpaket, Schindzielorz! Der tigerte fast wie Baumgart an der Außenlinie rum und machte richtig Feuer. Gegen Ende bekam er das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht!
Fazit
Ein feiner Hopper-/Touritag fand dann seinen krönenden Abschluss im Schokoladenhaus Rausch. Da müsst ihr unbedingt hin, wenn ihr in Peine seid und auf Süßes steht. Ein herrliches Café mit leckersten und himmlisch aussehenden Törtchen. Alles arschteuer auch der Kram zum Mitnehmen. Aber die zweite Wahl in Kilopackungen ist auch preislich der Hammer. Da gibt es reichlich Schoko-Köstlichkeiten für die Vorratskammer.
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