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Ich bin ja nicht nachtragend

  • Autorenbild: Cookie
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  • 12. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Fakten

Stadion

VW Podbi Sportpark

Ort

Hannover-List

Kapazität

3.000

Datum

10.09.2025

Spiel

Hannoverscher SC (15.) - Hamburger SV 2. (16.)

Ergebnis

4 : 1

Zuschauer

350

Liga

Regionalliga Nord

Ebene*

4

Liga (vollständig)

6 von 17

Ground - alt / Anzahl Besuche

nein

Ground - neu / Anzahl Grounds

ja / 149

Spiel in 2025 / Gesamt**

52 /296

*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen

** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt


Vorspiel

Irgendwann Ende der 60er Jahre nahm mich mein Vater mit zum ersten Auswärtsspiel der Braunschweiger Eintracht, und zwar nach Hannover. Ich war knapp 10 Jahre alt. Und stolz wie Bolle und aufgeregt wie nur irgendwas. Rein in die Riesenmuschel, ins riesige Niedersachsenstadion. Ich was tatsächlich gar nicht mehr wie das Spiel ausging. Ich glaube, wir haben verloren. Aber was sich bei mir tief eingebrannt hat, war etwas anders. Neben uns standen ein paar Männer, die ununterbrochen über Braunschweig herzogen. Ich weiß nur noch, dass das Wort "Bauern" mehrfach fiel und der Tonfall war total herablassend. Das hat mir die Freude an diesem Ereignis ziemlich vermiest, was ich meinem Vater aber nicht sagte, weil er so glücklich war, mir dieses Spektakel zu bieten. Und es hat bei mir eine tiefe Aversion gegen Hannover im Allgemeinen und ihrem Verein im Besonderen hervorgerufen. Diese hält bis heute an. Aber nachtragend bin ich ja eigentlich nicht. Normalerweise bekommen mich seitdem keine 10 Pferde dort hin. Ausnahmen gibt es nur wenige, wie Besuche bei lieben Verwandten dort. Das weiß auch jeder, der mich kennt. 

Und was passierte an diesem Tag? Ich bekenne mich und ich schäme mich auch dafür. Ich fuhr freiwillig, nur durch einen neuen Ground gelockt, dorthin. Asche auf mein Haupt. Der Anstoß dafür war die Nachholbegegnung der Regionalliga Nord beim Aufsteiger Hannoverscher SC gegen den HSV 2.

Der HSC ist sogar 3 Jahre älter als der Nachbar und wirbt mit dem Slogan "Tradition verbindet". Nach dem Auftaktsieg mussten sie Lehrgeld zahlen und befinden sich auf dem Weg zurück in die Oberliga Niedersachsen.

Der Gast aus dem hohen Norden spielte seit der Gründung der Liga, bis auf zwei Jahre, dort. Mehr Regionalliga geht nicht! Aber im Gegensatz zu etlichen anderen Zweitvertretungen von Bundesligisten, ist es ihnen noch nie gelungen, mal in Liga 3 aufzusteigen. Bei aktuell Platz 16 wird das wohl auch erstmal so bleiben.


Ground

Die An- und Abfahrt erfolgte dank des D-Tickets nicht nur umsonst, sondern auch bequem. Mir der RB zum Bahnhof und mit der U-Bahn in wenigen Minuten nach List. Fürchterlich gestaltete sich nur der Umstieg, denn der kurze Weg zur U-Bahn-Haltestelle geht gar nicht. Eine extrem verwahrloste und verkommende Stelle musste direkt außerhalb des Bahnhofs passiert werden. Das Publikum war entsprechend. In List ging es ein paar Hundert Meter hin zum Ground. Dieser wirkt irgendwie wenig einladend. Recht groß aber ohne Charme und Gesicht. Als ich ankam, gingen gerade die Hamburger vor mir lang zum Platz, denn die Funktionsräume liegen eine Ecke weg. Vielleicht gibt es dort auch ein Vereinslokal, aber ich war nicht dort. Eine Fressbude mit Minimalangebot kam als nächstes. Was ich aber witzig fand, war ein kleines Stehpult mit einem Din-A-4-Zettel und den Mannschaftsaufstellungen drauf. Heute im Zeitalter der neuen Medien nicht nötig, aber nett gemeint. Bemerkenswert der Hinweis, dass Lärmgegenstände, wie Trommeln und Tröten o.ä. aufgrund der Lage in einem Wohngebiet nicht gestattet sind! Nett dagegen eine kleine überdachte Tribüne mit zwei Sitzreihen. Insgesamt finden 3.000 Zuschauer Platz. In der Mitte unterm Dach ist ein Podest für die beiden Stadionsprecher. Die machten auch einen guten Job. Wenn mal wieder Geld in der Stadtkasse ist, könnte man ja nochmal eine Anzeigetafel anschaffen. 


Spiel

Der Tabellenstand versprach Brisanz. Und nicht nur der. Ich freute mich auf den Hannoveraner Neuzugang, Torjäger Kiszka. Ich habe ihn in der Oberliga beim VfV Hildesheim gesehen und fand ihn dort überragend. Leider war er nicht in der Startelf. Dann dachte ich, ich sehe nicht richtig. Den kennst du doch. Vor mir wackelte Immanuëll Pherai zum Platz. Den fand ich in Braunschweig super, bevor er zum HSV wechselte, sich da aber bisher nie richtig durchsetzen konnte. Mit Hefti und Ramos standen sogar noch zwei weitere Profis im Aufgebot. Das versprach hohe Fußballkunst.

Das Spiel begann jedoch ziemlich zerfahren. Nix mit hoher Fußballkunst. Die Profis zeigten Charakter und passten sich solidarisch dem schwachen Niveau ihrer Kollegen an. Zur Halbzeit war es torlos. Es roch stark nach meinem zweiten 0:0 im Jahr 2025 Dann machte es aber gleich Bumm und der HSC führte. Nun wurde das Spiel endlich besser. Das lag insbesondere an der Heimelf. Pherai blieb total blass und war ein Schatten seiner selbst. Was haben sie da nur aus ihm gemacht? Immerhin machte er mit seiner einzigen bemerkenswerten Aktion den Anschlusstreffer zum 1:2. Schlussoffensive des HSV? Fehlanzeige. Im Gegenteil, denn in der 86. Minute folgte noch der absolute Hammer des Spieles. Von der Mittellinie an schaltete Serbes vom HSV den Turbo ein und ließ erst Ramos wie einen Alte-Herren-Spieler aussehen und guckte dann noch abgeklärt den Keeper aus. Wow! In der Nachspielzeit wurde die Pille dann sogar noch zum 4:1 in den Winkel gewuchtet.

Von der Heimelf war ich positiv überrascht. Trotzdem glaube ich, dass sie wieder abgehen, denn es kommen auch wieder Mannschaften mit Regionalliga-Niveau als Gegner. 

Und die Hamburger? Sie redeten nicht miteinander, halfen sich nicht, feuerten sich nicht an. Null Team vorhanden.  Lustlos, emotionslos, planlos. Ich könnte die Reihe an Adjektiven locker fortsetzen. Was für ein peinlicher Auftritt. Es scheint für den Regionalliga-Dino in dieser Saison nicht zu reichen. Und das Profi-Experiment gilt ebenfalls als gescheitert. 


Stimmung

350 Zuschauer waren mehr als ich erwartet hatte. Vielleicht 10 Hamburger konnte ich ausmachen. Einer davon wurde sogar straffällig, da er ein Lärminstrument, nämlich eine Tröte dabeihatte. Der entweichende Ton entsprach der Spielqualität des HSV und drumherum mussten alle darüber grinsen. Ansonsten hielten sich die Zuschauer an das Lärmverbot und es war still. Schön für die Anwohner. Bemerkenswert waren gut 100 Hopper unter den Zuschauern. War eben auch sonst nicht viel Hoppbares zu finden. Klasse fand ich, dass zwei Frauenmannschaften das Spiel besuchten. So feuerten knapp 30 junge Damen ihr Männerteam im Rahmen des Lärmverbots gut an. 


Fazit

Und beim Weg zurück vom Ground zur U-Bahn wurde mich nochmal richtig warm ums Herz. Denn erst da wurde mir bewusst, dass die Pelikanstraße so heißt, weil sie an den alten Fabrikgebäuden der Firma Pelikan liegt. Das Unternehmen wurde bereits im 19. Jahrhundert gegründet. Die altehrwürdigen roten Backsteingebäude wirken majestätisch und zeugen von der langen Tradition des Hauses. Ich weiß noch, wie heute als ich irgendwann in der Grundschulzeit, den Bleistift zur Seite legen durfte und meine Eltern mir einen blauen Füllfederhalter von Pelikan schenkten. Was war ich stolz und glücklich!


Fotos

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