Ich will mehr Verbote!
- Cookie

- 26. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Aug.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
An diesem Wochenende fallen weitere Entscheidungen über Meisterschaft, Auf- und Abstieg. Und so sollte bei Uschi und mir die Spannung Vorzug vor einem neuen Ground bekommen. Leider ist es oft etwas verworren, wie viele Mannschaften absteigen, weil es von den anderen Auf- und Absteigern abhängt oder ein Team vielleicht zurückzieht. Und in den Tabellen der einschlägigen Infoquellen steht es auch nicht immer eindeutig drin - schade. Gut, ich bekam aber heraus, dass der FC Rautheim noch Punkte für den Klassenerhalt benötigt. Sie haben 6 Punkte Vorsprung bei noch drei Spielen. Außerdem finden wir Rautheim sowieso gut. Und das liegt weniger daran, dass Rautheim mit zwei Kasernen und ca. 3.500 Soldaten (bei ca. 3.500 Einwohnern) zu Zeiten des Kalten Krieges eine Bundeswehr-Hochburg war. Sondern eher an diesen drei Dingen: Eintracht-Idol der 80/90er Jahre, Bacardi Buchheister, stammt von hier. Mein Schulkumpel Erpel (konnte Entengeräusche täuschend echt imitieren) Buchheister hat nicht unerheblich viele Pils hier mit uns vernichtet, und drittens haben mein Bruder und seine Frau hier gewohnt. Es ist nebenbei auch eines der ältesten Ortsteile Braunschweigs (300 v. Chr.?). Der ansässige FC Rautheim genießt ebenfalls eine hohe Wertschätzung in Braunschweig. Bekanntermaßen herrscht hier ein toller Zusammenhalt zwischen dem Verein und den Fans/Einwohnern. Und das Highlight in Rautheim ist seit über 40 Jahren das Pfingst-Jugendturnier in Braunschweig. Eine internationale Atmosphäre wird durch die Teilnahme von Teams (zum Teil aus Partnerstädten) erreicht, was auch den interkulturellen Austausch wunderbar fördert.
Gegner TSV Wendezelle hat am vorigen Wochenende den möglichen Aufstieg verspielt. Sie stehen auf unserer Beliebtheitsskala ganz am unteren Ende. Das liegt unter anderem an ihrer teilweise, ich formuliere mal vorsichtig, überharten Spielweise eines Spielers (vgl. Bericht vom 15.4.25). Und dann drohte mir einer von denen noch mit rechtlichen Schritten, falls ich die Vorwürfe nicht zurücknehmen würde … Zumindest den Aufstieg hat der TSV Wendezelle vorige Woche verspielt, nachdem es wochenlang stark nach Landesliga roch.
Ground
Irgendwie eine normale Dorf-Sportanlage, die aber eine warme Atmosphäre ausstrahlt. Es gibt einen Rasenplatz und einen Kunstrasenplatz, auf dem heute gespielt wurde. Schon die Begrüßung war nett. Ich wurde gefragt, ob ich Fotos vom Kassentisch gemacht hätte, und verwies daraufhin auf meinen Blog. Das riesengroße Vereinslokal deutet schon auf das rege Vereinsleben hin. Botschaft ist: „Wir können feiern.“ Und Pfingsten steht ja auch vor der Tür. Eigentlich machen sie hier auch leckeres Essen, aber heute gab's nur Bratwurst von der Bude vor der Tür.
Auf eines muss ich aber unbedingt hinweisen. Ich habe noch auf keinem Ground solch eine Anzahl an Verbotsschildern gesehen wie hier in Rautheim. Von meinem Platz unterm Verandadach vor dem Vereinsheim erspähte ich sage und schreibe 12! „Die Benutzung des Kunstrasenplatzes außerhalb der Trainingszeiten ist untersagt", „Zum Rasenplatz bitte nicht über den Kunstrasen" oder „Rauchen und Essen am Kunstrasenplatz verboten" und so weiter und so weiter. Aber ich finde, da geht noch was. Liebe Rautheimer, was haltet ihr zum Beispiel von „An die Eckfahne pinkeln ist untersagt" oder „Sexistisches Anpöbeln von weiblichen Schiedsrichterinnen ist nicht erwünscht"? Ein paar wenige freie Stellen dafür habe ich auch schon erspäht. Bin auf meinen nächsten Besuch bei euch gespannt ;-).
Spiel
Das Spiel hatte richtig viel zu bieten! Acht Tore, einen Elfmeter, ein Eigentor, tolle Fernschüsse, Glanzparaden und vieles mehr. Man merkte den Rautheimern an, dass es für sie um viel geht. Sie spielten sehr engagiert, nur erstmal ohne große Durchschlagskraft. Dann zu allem Unglück auch noch ein Eigentor zur Halbzeitführung der Gäste. Aber Rautheum macht gleich wieder enormen Druck. Und ihr Bester, Ben Mierzwa, schlenzte die Pille aus über 20 Metern ins rechte Dreieck – Traumtor! Aber „Bum Bum" machte es und Wendezelle führte wieder 1:3. Sie waren deutlich abgezockter und effizienter. Und sie konterten ausgesprochen gut. Dann wurde Mierzwa gelegt und der Elfer zum Anschlusstor verwandelt. Aber dann versagten den Rautheimern gleich wieder die Nerven. Haarsträubende Abwehr- und Torwartfehler luden den abschlusssicheren Gast zum Toreschießen ein. Rautheim gab sich auf und kassierte noch drei Tore in 5 Minuten. Herz hat sich gegen Klasse dann doch deutlich einen eingefangen.
Da glücklicherweise der Konkurrent Helmstedter SV auch verloren hat, bleibt es bei 6 Punkten Vorsprung. Bei nur noch zwei Spielen müßte es ja mit dem Teufel zugehen …
Stimmung
Von den 85 Zuschauern bei miesem Regenwetter waren ca. 20 aus Wendezelle. Fahnen, Trikots etc. gibt es hier nicht. Auch keine Anzeigetafel, keine Mannschaftsaufstellungen oder Musik vorab. Eben alles eher Dorfatmosphäre. Eigentlich natürlich auch keine Fangesänge oder so. Aber nach dem Traumtor brandete die Begeisterung doch ganz schön auf und es hieß „So sehen Sieger aus", na ja. Nach Spielende bekamen die Blau-Weißen dann sehr großen, aufmunternden Applaus. Die Fans tauschten sich nebenbei schon darüber aus, wer mit zum hoffentlich entscheidenden Auswärtsspiel nach Schwicheldt mitfährt. Es wird vom rührigen Club eine Busreise organisiert – große Klasse!
Zu unserer Freude sahen wir auch Jumbo Weisheit mal wieder am Spielfeldrand. Der ist ja seit ca. 50 Jahren in verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten, vorwiegend für den Jugendbereich, bei Eintracht tätig. Er hat nicht nur zum Beispiel Lothar Ulsaß auf die Schnelle eine Wohnung in Schapen besorgt, sondern auch viele Talente, wie Bellarabi in Oberneuland entdeckt. Eine Datenbank benötigte Jumbo zum Scouting nicht. „Mein Wissen ist alles hier drin“, sagt er dazu und tippt sich an den Kopf.
Fazit
Ich muss leider nochmal abschließend auf das traurige Kapitel Wendezelle zurückkommen. Das heutige Spiel war ausgesprochen fair. Nur drei gelbe Karten für Wendezelle und alles blieb anständig. Einer war aber rotgesperrt, und zwar nicht nur für das heutige Spiel. Am 23. Mai gab es in der Braunschweiger Zeitung einen großen Bericht über das Brutalofoul eines Wendezellers an Volkmarodes Kapitän Nagel im entscheidenden Spiel um den Aufstieg (1:6 und Aufstieg für Volkmarode). Es hieß im Artikel, ein „übles Foul" an Nagel, als ein Wendezeller ihn „von der Seite umsenste". Die Horrorfolgen waren: Bruch des Wadenbeines, Riss des Syndesmosebandes und Verschieben des Schienbeines. Das war's dann für lange Zeit mit Fußball für Nagel. Und ratet mal, wer der Übeltäter war. Genau (vgl. 25.4.25). Vielleicht hätte man ihn sich vor vier Wochen schon mal zur Brust nehmen sollen.
Fotos











Kommentare