Frust am Arsch der Welt
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- 13. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Aug.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Das Abenteuer Elversberg haben wir von langer Hand geplant. Mit dem Zug kommst du da von Braunschweig kaum hin. Es gibt hier keinen Bahnhof. Also musste unser E-Zoe herhalten. Das bedeutete, Urlaub dazuzunehmen, damit der Trip nicht in Stress ausartet. Eine Unterkunft gibt es in Elversberg nicht. Beim Blick in die Landkarte fiel uns kein spannender Ort bei Elversberg ins Auge. Somit planten wir einfach einen 10-tägigen Urlaub am Rhein (St.Goar) und an der Mosel (Kröv), um von Kröv zum Arsch der Welt zu fahren. Unser Kumpel Matze aus Wiesbaden schloss sich dem Trip Kröv-Elversber-Kröv an. Sicherheitshalber nahm er sich ein Hotel im Nachbarort, denn still und heimlich hofften wir auf die Klassenerhaltsparty in Kröv! Das wäre mal was ganz Neues für uns, denn unsere Eintracht-Fahrten zum Saisonende waren bisher alle von der übelsten Sorte (zweimal Bielefeld, einmal Kiel). Ich will noch mal auf den Blick auf die Landkarte zurückkommen. Touristisch eher mau (vielleicht liegt das auch an mir, da ich von der Gegend keinen Plan habe), aber fußballtechnisch ist es hier vom Allerfeinsten, denn es liegen geschichtsträchtige Grounds im ganz nahen Umfeld. Hier sei Neunkirchen zuvorderst genannt. Wer kann sich nicht an die glorreichen Bundesligazeiten von Borussia Neunkirchen 1964/1965 erinnern? Eintracht Braunschweig erkämpfte dort am 30. Januar 1965 vor 18 000 Zuschauern ein 0:0 (unserem damaligen Stammergebnis). Auch nur 15 Kilometer entfernt liegt Saarbrücken und der legendäre FK Pirmasens ist ebenfalls nur eine halbe Stunde entfernt. 10 Minuten länger brauchst du zum Betzenberg. Wer braucht da eigentlich noch Elversberg? Übrigens wird der SV vor Ort „Die Elv“ genannt.
Ground
Die Fahrt von Kröv nach Elversberg klappt auf leeren Straßen reibungslos. Wir waren überrascht, dass es hier kaum Verkehr gab. Der Arsch der Welt macht seinem Namen auch hier alle Ehre. Da es nur wenige Parkplätze vor Ort gibt (wohl nur für VIPs und andere Auserwählte), wird zu den Spielen ein Shuttle-Service eingerichtet. Der Zielort dafür ist ein nahe gelegener Baumarkt. Das klappte auch bestens. Die Busse, nach Heim und Gästen getrennt, rollten in 10-minütigem Abstand in Richtung des nahen Grounds. Dann wie immer der erste spannende Blick aufs Stadion. Der enttäuschte dann doch. Die Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde ist eben noch im Rohbau und wirkt wenig einladend. Aber das kann ja noch kommen. Der Umbau läuft seit Jahren und wird wohl noch Jahre laufen. Uns wurde gesagt, dass sich die Baugeschwindigkeit der vorhandenen Kohle anpasst, was ja auch ok ist. Und die Kaiserlinde? Wie hatte ich mich auf sie gefreut! Aber nix da. Das Teil fiel am 30. März 2015 dem Orkan Niklas zum Opfer. Immerhin wurde 2021 eine neue Kaiserlinde gepflanzt, an der wir aber nicht vorbeikamen – schade. Unklar ist, wann die erste gepflanzt wurde. Die einen sagen zur Krönung von Kaiser Wilhelm I. 1871 (das war damals üblich). Anderen Quellen nach aber erst zum 25-jährigen Kaiserjubiläum. Von innen gibt der Ground auch nicht viel her, wirkt bestenfalls 08/15. Die Gäste werden nun ganz neu in der Kurve gegenüber der der Heimfans untergebracht. Die provisorische Stahltribüne dazwischen wurde gerade abgerissen. Das Stadion fasst wohl nun nur noch die besagten 9.105 Zuschauer, davon 1.400 Braunschweiger. Zum Catering: Gemischt war’s. Kaffee gab es unüblicherweise nicht. Immerhin gab es neben der Stadionwurst für die Vegetarier sogar Chili sin Carne! Die Brötchen heißen hier „Weck", die Bratwurst „Rostwurst weiß" und die Krakauer „Rostwurst rot".
Spiel
Über das Spiel würde ich am liebsten den Mantel des Schweigens hüllen. Aber na gut, es gehört ja irgendwie auch dazu. Es war grausam. Ich hatte schon trotz der vergangenen guten Leistungen der Eintracht ein mieses Gefühl (mein Tipp: 4:0). Und die Mannschaft der Stunde spielte uns von der ersten Minute an in Grund und Boden. Gerade freute ich mich nach 10 Minuten noch darüber, dass wir unverdientermaßen noch keinen eingeschenkt bekamen, da sollte das Elend auch schon seinen Lauf nehmen. 11., 18. und 21. Minute: Knack, knack, knack und das war’s dann wieder mit unserer Hoffnung, mal was Nettes zum Saisonabschluss zu erleben. „Die Elv" nahm uns vollkommen auseinander und es war mal wieder nur unserem Keeper zu verdanken, dass es nicht 5:0 oder 6:0 zur Pause stand. In der zweiten Halbzeit spielten die Dörfler die Partie entspannt runter und selbst da konnte die Eintracht nichts gegen ausrichten. Nicht mal ein Ehrentreffer war uns vergönnt. Was für ein elender Tag!
Stimmung
Neben dem Wetter und der freien Autobahn war das einzig Gute die Stimmung der Eintracht-Fans. 90 Minuten toller Support. Nach Abpfiff wurden die Spieler in Rufweite zitiert. Sie bekamen zwar vom Einpeitscher ein paar kritische Worte gesagt, um dann gleich wieder voller Leidenschaft Mut für den Schlussspurt gemacht zu bekommen. Die Mannschaft zog sich nach dem Spiel die Motto-Shirts „Fluch und Segen" über und dankte, offensichtlich peinlich berührt über die eigene Leistung, den Fans. Der Fluch auf den Shirts wurde übrigens durch einen weinenden Yari Otto und der Segen durch einen jubelnden Domi Kumbela dargestellt. Kommen wir zum Support der Elversberger. Der war aber sowas von mies. Vom kleinen Ultra-Häuflein war fast nichts zu hören und die Haupttribüne klatschte nur brav, wie emotionslos, nach den Toren. Auch nach Abpfiff blieb alles lahm, selbst als der Stadionsprecher Freibier verkündete. In solch kleinen Buden geht ja manchmal richtig was ab, aber hier überhaupt nicht. Note 5 nur, weil sie zum Einlaufen wenigstens etwas Lametta geworfen haben.
Fazit
Sollten die wirklich aufsteigen? Vor dem Besuch hätte ich das irgendwie geil gefunden, mit dem gallischen Dorf in der Bundesliga. Man würde auch den Spitzenplatz der kleinsten Buli-Stadt mit knapp 13 000 Einwohnern von Unterhaching (22 000) übernehmen. Aber nun gehe ich davon ab und hoffe, dass das nicht Wirklichkeit wird. Denn neben der miesen Stimmung im faden Stadion frustrierte mich, dass es bereits 10 Minuten nach Abpfiff nix mehr zu mampfen gab am Arsch der Welt. Das toppte dann noch alles!
Dafür haben wir wenigstens abends in Kröv im Dooscht noch etliche Trostpils zur Veggi-Currywurst weggelötet!













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