Schwülper will den Doublesieg
- Cookie

- 21. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Sept.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Wenn du am Samstagvormittag bei Edeka am Spargelstand stehst und du nur immer "Eintracht" hörst, dann bist du mit großer Wahrscheinlichkeit bei EDEKA Ankermann in Groß Schwülper.
Das hat zwei Gründe:
1) Der kleine Gifhorner Ort an der Braunschweiger Stadtgrenze hat eines der besten Spargelanbaugebiete weit und breit. Früher hatte fast jede Familie dort ein eigenes Spargelfeld. Und heutiges Symbol dessen ist das Spargelfrauendenkmal in Groß Schwülper.
2) Es gibt wohl kein anderes Dorf in Deutschland, wo sich aktuelle und ehemalige Fußballprofis am Spargelstand die Ehre geben:
· Fury/Franz Merkhoffer: Rekordspieler der Eintracht lebte hier mit seinen Pferden
· Totte Lieberknecht: Braunschweiger Spieler und Kult-Trainer lebte hier lange Zeit
· Philip Tietz: Ex-Einträchtler und heutiger Spieler vom FC Augsburg wohnte gegenüber der Lieberknechts.
· Ken Reichel: langjähriger linker Verteidiger und heute im NLZ Braunschweig beschäftigt
· Bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, dass auch unser Ex-Capitano Krupper Kruppke dort lebt.
Für eine Metropole mit 3300 Einwohnern nicht schlecht, oder?
Der Endspielgegner kommt aus Knesebeck. Das liegt am anderen Ende vom Kreis Gifhorn, im äußersten Norden (2.700 Einwohner). Die etwas eigenen Knesebecker wollten schon immer ihr eigenes Ding machen. Davon zeugt auch ihre eigene Hymne, das Knesebeck-Lied. Es fängt an mit den bezeichnenden Worten „Unser Knesebeck, das nimmt uns keiner weg".
Und diese beiden stehen sich heute am Mittsommertag in Gifhorn bei heißem Fußballwetter zur besten Anstoßzeit um 16 Uhr gegenüber. Und dann noch zum Gifhorner Kreispokalfinale in Gifhorn. Da mussten wir hin!
Ground
Der Ground „Sportplatz Eyßelheide" ist wohl der populärste nach der Flutmulde. Außerdem ist es der zweite Platz in Gifhorn mit Tribüne für knapp 100 Zuschauer. Hier kickt eigentlich der SV Gifhorn. Wenn du ankommst, erfreust du dich erstmal an Aldi, zumindest an dessen großzügigem Parkplatz direkt vor den Toren des Stadions. Nach dem Eintrittstischchen mit zwei netten Kassierern liegt gleich rechter Hand ein Grieche. Das ist schon mal ein dicker Pluspunkt, wenn du nach dem Spiel noch was mampfen willst. Heute waren natürlich gleich vorne vor dem Platz noch ein paar Imbiss- und Getränkestände drapiert. Und ganz zur Not nimmst du dir noch eine Cabanossi und eine Büchse Bier von Aldi mit rein. Ach ja, ehe ich's vergesse: Auf der anderen Straßenseite gibt es auch noch das Al-Dak, den besten Syrer in Süd-Gifhorn. Da waren wir dann noch nach dem Spiel und wurden natürlich wieder nicht enttäuscht.
Das Schmakerl des Stadions ist aber absolut die Tribüne. Nette 5 Reihen mit knapp 20 blauen Sitzschalen (= 100 :-)) und das Ganze sogar überdacht. Aber eines haben wir dabei nicht geschnallt. Eigentlich sitzt du ja immer etwas eng, Arsch an Arsch, in den Stadien. An der Eyßelheide ist das mitnichten so. Es ist bald ein knapper Meter Platz zwischen den Sitzen. Komisch, es hätte ja fast die doppelte Anzahl an Sitzplätzen geschaffen werden können. Ob die das zu Corona-Zeiten gebaut haben? Wer die Lösung kennt, der schreibe mir gerne.
Spiel
Erstmal zur Ausgangslage ein paar Sätze. Die ganze Saison beharken die beiden Mannschaften sich schon in der Kreisliga Gifhorn. Den absoluten Showdown gabs am letzten Spieltag. Der VFL Knesebeck lag zwei Punkte und das bessere Torverhältnis vor dem FC Schwülper. Und das letzte Spiel war? Genau! Und da putzte Schwülper Knesebeck mit 2:0 ab und stieg auf. Und als sei das schon nicht genug an Brisanz. Nun, eine Woche danach duellieren sich beide noch um den Pokalsieg.
Noch einen Funfact zu Schwülper habe ich für euch. Nicht nur der Ort atmet Eintracht, auch der FC selbst, denn wer ist seit kurzem Trainer? Klar, ein Ex-Löwe und Ex-Bayern-Profi: Wolfgang Grobe. Der Mann mit der härtesten Blutgrätsche der Region bis Pfitze kam, soll dem Club das Double bringen und ihn zu einer erfolgreichen Bezirksligamannschaft entwickeln. Ich hätte übrigens fast mal mit Grobe zusammengespielt, beim MTV Braunschweig. Aber als ich in die Herren kam, wechselte er gerade zu Eintracht. So konnte sein Abgang gut kompensiert werden ;-).
Das Spiel war dann geprägt von der Spannung. In der 32. Minute unterlief dem Schwülper' Libero ein dicker Schnitzer und das Double drohte sich in Luft aufzulösen. Knesebeck rührte sehr erfolgreich Beton an. Als schon keiner mehr mit rechnete, machte Schwülper noch den Ausgleich. Wie wird immer gesagt? Das Momentum war dann auf deren Seite und so gewannen sie auch folgerichtig das Elfmetermauken. Das Double war da! Glückwunsch!
Stimmung
In den Medien wurde von 400 Zuschauern geschrieben. Ich meine, dass es rund 250 waren. Vorab heizte der FC Schwülper ordentlich ein und animierte zur Fahrt nach Gifhorn und dazu, Fahnen, Tröten und Schals mitzubringen. Das war ein ehrenwerter, wie vergeblicher Versuch. Der Sportplatz war fest in Knesebecker Hand. Auf der Tribüne waren ca. 80 von 100 Knesebecker. Logischerweise hörte man diese auch häufiger und lauter. Gesänge oder so gab es allerdings auch von ihnen nicht. Es ging sowohl auf, als auch neben dem Platz sehr fair zu. Auf dem Kieker hatten sie nur die Schwülperaner Nummer 14. Der setzte zweimal zur Blutgrätsche à la Grobe/Pfitze an, ohne aber den Gegner zu verletzen. Mir gefällt der Typ jedenfalls.
Nach dem letzten Elfer brachen alle Dämme bei den Schwülperanern. Und wie man das kennt, alles nur wenige Meter von den total unglücklichen Verlierern entfernt, die frustriert am Boden lagen.
Dann gabs ordentlich Pyro. Und die Spieler gröhlten „Bundesliga, Bundesliga, hey, hey". Ich fand das ja etwas übertrieben. Dann lauschte ich noch mal richtig hin und merkte, dass es „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey" hieß.
Gerne gebe ich nochmal zwei Hinweise an den Stadionsprecher. Erstens: Dreht die Anlage mal richtig auf, denn der Sprecher war auf der Tribüne kaum zu verstehen. Und zweitens: Wenn das Spiel läuft, bitte Mucke aus. Die zwei Boxen beschallten den Schwülper Torwart während des Spieles, was bestimmt geil ist für die Konzentration. Der Bengel wusste sich aber zu helfen. Als niemand auf seine Hinweise reagierte, flitzte er während zweier Spielunterbrechungen zu den Boxen und riss flugs die Kabel heraus. Der Typ ist Pragmatiker!
Fazit
Während es in Schwülper wohl die heißeste und feuchteste Mitsommernacht aller Zeiten gab, sah das leider in Knesebeck wohl anders aus.
Ich muss den Unterlegenen aber nochmal meinen Respekt zollen. Knesebeck spielt die beste Saison aller Zeiten. Aber Knesebeck spielt auch die fieseste Saison aller Zeiten. Das muss sich so sch… anfühlen.
Aber noch ist nicht alles vorbei. Am kommenden Samstag, dem 28.6. um 18 Uhr haben sie in Brechtorf ihre dritte und letzte Chance. In einem Relegationsspiel zwischen den Vizemeistern der Kreisligen Gifhorn und Wolfsburg (VfL Fallersleben II) wird ein dritter Aufsteiger ausgespielt. Ich will nicht dran denken, wenn das auch in die Hose geht. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch in Brechtorf mit Sicherheit.
Fotos












Kommentare