Holterdiepolter
- Cookie

- 2. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juli
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Urlaub auf Sylt wurde am Freitag beendet, um Samstag den Abstiegskrimi besuchen zu können. Nun ist Freitag nicht gerade der smarteste Tag, um durch Hamburg und den Elbtunnel zu müssen aber was soll’s. Gedankt wurde es uns natürlich wieder nicht. Ich habe mich wie inzwischen meistens bei Eintracht nicht richtig auf das Spiel gefreut. Viel zu viele Enttäuschungen. Inzwischen geht es ja im dritten Jahr nur noch gegen den Abstieg. Zweimal ganz knapp geschafft. Seit Jahren keine entspannten, geschweige schönen Spiele der Eintracht mehr. Warum tue ich mir das eigentlich an? Diese Frage stelle ich mir inzwischen häufiger. Zumindest bekamen wir einen Sitzplatz in der Straßenbahn, konnten unseren Zoe nebenbei laden und es regnete nicht. Das ist die neue Braunschweiger Bescheidenheit.
Unser Gast, die Ulmer kommen aus welchem Bundesland? Na, wisst ihr's, auch die im Norden der Republik? Die Trefferwahrscheinlichkeit ist hoch, denn Ulm ist eine Zweilandstadt. Sie liegt in Bayern und in Baden-Württemberg. Ich hätte Baden-Württemberg gedacht. Aber ihr wisst ja, bei Cookiehoppt könnt ihr immer was dazu lernen ;-). Genau darum nun noch die Frage, weshalb die Ulmer Spatzen, Ulmer Spatzen genannt werden. Die Antwort ist etwas kurios. Das Ulmer Münster hat den höchsten Kirchturm der Welt mit 161 Metern (kein Scherz). Und es sollte als Symbol des Friedens ein Taube aufs Dach gemeißelt werden. Dem Bildhauer scheint wohl die Höhenluft nicht bekommen zu sein und so wurde die Taube ziemlich mickrig. Sie sah eher wie ein Spatz aus und so hatten die Ulmer ihr Symbol, den Ulmer Spatzen!
Aber wisst ihr, was das aller härteste an Ulm ist? Das ist ihr Stadtwappen. Ihr kennt ja viele dieser Wappen, die vollgepfropft mit heraldischen Symbolen werden. Da hat sich 1381 jemand aber mal was ganz anderes ausgedacht. Das Wappen ist zweigeteilt, oben schwarz und unten weiß. Ende Gelände. Was der Typ sich auch immer dabei gedacht hat, wurde nicht übermittelt. Vielleicht hatte er aber auch zu viel Höhenluft geschnuppert?
Ground
Meine Leser sollten ihn inzwischen kennen :-).
Spiel
Das Spiel hielt, was es versprach. Eintracht begann hypernervös und fabrizierte einen Abwehrbock nach dem anderen. Diese Nervosität macht auch vor dem so abgezockten Käptn nicht halt und so führte eine dilettantische Klärung von Bicakcic in der 11. Minute zur Führung für die Gäste. Es folgte die inzwischen bei uns leider übliche Nichtleistung bis zur Halbzeitpause. Überraschenderweise wechselte Scherning nur einmal und ließ den mal wieder komplett enttäuschenden Gomez in der Kabine. Dadurch und durch die weiteren vier Wechsel wurde es ein wenig aber auch nur ein wenig besser bei den Blau-Gelben. Aber der letzte Wechsel hatte es dann doch noch in sich. In der 83. Minuten holte Scherning mit Polter seine letzte Patrone aus dem Köcher. Und es ging holterdiepolter mit Polter! Der seit 17 Monaten torlose Sturmtank wuchtete mit seiner ersten Ballberührung den Eckball von Phillippe in die Maschen! Und tatsächlich machte Eintracht in den letzten 10 Minuten endlich richtig Druck und der Siegtreffer lag sogar noch in der Luft. Wir fragten uns das ganze Wochenende, weshalb wir das nicht schon früher gemacht haben.
Stimmung
Wieder über 19 Tausend Zuschauer und auch eine stattliche Anzahl Ulmer begleiteten ihren Club auf die über 500 Kilometer lange Reise. Die schwarz-weißen Farben des Stadtwappens finden sich auch im Vereinssymbol und somit in der Nordkurve wieder. Es knisterte natürlich bei dieser Konstellation. Ulm konnte Braunschweig überholen und Braunschweig auf den ersten Nichtabstiegsplatz springen. Bei der üblichen Frage nach dem Tipp erntete man Schulterzucken. Beide Fanlager legten dann gleich richtig los. Und nach dem Gegentreffer machte die Südkurve trotzig weiter Stimmung. Im Laufe der ersten Halbzeit schlug die Stimmung dann erstmalig in dieser Saison etwas um. Bei den Abwehrböcken ging zunehmend ein Raunen in vereinzelte Pfiffe über. Genauso, wenn das Aufbauspiel sehr zäh aus langem Ball-Hin-und-her-Geschiebe bestand. Als der bis dahin einzig sichere Ivanov dann auch noch einen kapitalen Fehler im eigenen Strafraum machte, wurden die Pfiffe lauter. Unser Goalie, Hoffmann, zeigte seine gewonnenen Reife sowie seine inzwischen große Beliebtheit und beruhigte die Tribüne und Südkurve gestenreich. In Halbzeit zwei standen die Fans wieder 1a hinter ihren weiter schwachen Kickern. Irgendwie taten diese einem fast leid, weil sie bemüht aber wie blockiert wirkten. Als dann Polter seinen großen Auftritt hatte, ging die Post nochmal richtig ab. Wie schnell wir uns dann immer wieder versöhnen lassen, ist unglaublich. Bescheiden vernahm man überall, na immerhin die Ulmer hinter uns gelassen und sogar den Abstand auf Münster um einen Punkt verkürzt.
Fazit
Als man dann im Netz las, dass Polter im Sky-Interview die Tränen kamen, weil er endlich seine Torflaute beendet hatte und die ganze Last von ihm abfiel, da war man fast wieder versöhnt. Es ist doch unglaublich, oder?
Fotos











Kommentare