Wer lügt denn nun?
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- 5. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Okt.
Fakten
*internationaler Indikator des Fußballniveaus vergleichbar mit anderen Ligen
** Anzahl Spiele im laufenden Jahr / Anzahl Spiele insgesamt
Vorspiel
Das Vorspiel des Mittwoch-Nachholspiels der Bezirksliga Braunschweig 1 bildete der Doko-Abend meiner Frau. Neben vegetarischen Grillereien gab es den berühmt-berüchtigten Krögerschen Ölteppich für die Damen. Rezept gerne auf Anfrage bei mir. Diese Liga ist ganz speziell. Denn sie besteht ausschließlich aus Vereinen des Kreises Gifhorn und der Stadt Wolfsburg. Aktuell sind jeweils 8 Clubs jedes Gebietes vertreten. Somit heißt es 128 mal GF gegen Wob. Und eines der 128 Duelle ist eben heute angesagt. Mein Herz schlägt immer für die Gifhorner. Und den Aufsteiger Schwülper finde ich sowieso gut. Ich habe ja auch bereits zweimal über Spiele von ihnen berichtet ("Schwülper will den Doublesieg", "Keiner will nach Schwülper"). Aktuell führt mit dem TSV Ehmen ein Wolfsburger Verein die Liga an.
Kommen wir nun zu Hehlingen. Für den Verein spricht, dass er mit mir zusammen 1959 geboren wurde. Seitdem kickt er überwiegend im Mittelfeld der Bezirksliga, ohne groß in Erscheinung zu treten. Stimmt nicht, einmal taten sie es, als sie den Ex-Profi Jan Schanda als Trainer verpflichteten. Irgendwie passte es aber nicht. Man trennte sich nach nur wenigen Monaten. Der Club meinte dazu: "Jan Schanda musste registrieren, dass wir eben ein Dorfverein sind." Mit anderen Worten: "Wir bleiben lieber unauffällig im Mittelmaß, wo wir uns am wohlsten fühlen."
Die Ortshistorie dagegen ist alles andere als langweilig. Im Gegenteil, im Mittelalter ereignete sich in Hehlingen wohl eine der schmutzigsten Geschichten der gesamten Region. Was war los? Das Örtchen bekam im 14. Jahrhundert weitgehende Rechte (Markt, Gericht) zugesprochen und durfte einen hölzernen Roland als Symbol aufstellen. Der saß, was außergewöhnlich war, sogar auf einem Zossen. Das war anderen ein Dorn im Auge. Insbesondere die Haldensleber platzten vor Neid. So trug es sich zu, dass eines Nachts vermummte Haldensleber die Statue klauten und bei sich aufstellten. Diese Geschichte kann bis heute nicht bewiesen werden, da sie nur mündlich über Jahrhunderte überliefert wurde. Die Haldensleber bezichtigen die Hehlinger noch heute der Lüge. Immerhin bekamen die Beklauten zur 900-Jahr-Feier eine neue Statue an die selbe Stelle gesetzt. Also hin, wenn ihr den Ground besucht und Fotos macht, eh die Haldensleber wiederkommen. Nie aufklären wird sich wohl die Frage: "Wer lügt denn nun?"
Ground
Ich düste mit dem D-Ticket von Braunschweig nach Hehlingen. Das Teil muss sich ja amortisieren. Klappte auch alles gut bei einem Umstieg in Königslutter. Ich genieße dabei auch immer den Blick in die Landschaft. Für mich gehört das schon absolut dazu, zum Hoppen. Die üblichen Bratzen in den RBs sind allerdings nicht so leicht zu ertragen. Nachdem ich mich bereits einmal umsetzte, fing mein neuer Nachbar an, über seine Eiterpickel zu klagen. Das nächste Mal doch wieder Auto? Ich war dann eine knappe Stunde vorher da, da die Busse nur stündlich fahren. War auch gut so, da ich erst den Platz vergeblich hinter der Sporthalle und dem Parkplatz suchte. Er ist aber gegenüber neben dem Spaßbad. Hinter dem Kassenhäuschen erblickst du vor dem Platz zwei Buden mit Getränken und Speisen. Dazwischen ein paar Tische und Bänke zum Verweilen. Nett. Nun komme ich zum absoluten Höhepunkt des Abends, den Pommes. Solch leckere Kartoffelstäbchen habe ich selten genossen. Kompliment an die Knusperbäckerinnen. Für eine Bande hat es nur an der Seite des vorderen Tores gereicht. Dafür gibt netterweise ein paar windschiefe Bänke. Hinter dem Platz gibt es noch einen kleinen Trainingsplatz. Das war's. Ein Schmankerl gab es aber doch noch. Der Platzwart muss heute etwas in Eile gewesen sein. Er hat nämlich seine Schubkarre samt Gerätschaften direkt neben dem Haufen Rasen stehenlassen. Welch netter Anblick. Ob er den Feierabend verpennt hat oder seine Frau hat ihn unverzüglich nach Hause zitiert, bleibt wohl ebenfalls ein ungelöstes Rätsel...
Spiel
Das Spiel ging gleich knackig los, mit einer 100%igen Chance der Gastgeber, die der gute Schwülperaner Torwart aber entschärfte. Der Kerl hat auch sonst eine sehr gute Körpersprache. Wirkung: Kommt nur, gegen mich habt ihr sowieso keine Chance! Bleiben wir gleich bei den Torwarten. Der Heimtorwart hört auf den schönen Namen Jonas Trabandt. Der Bengel scheint Humor zu haben und ist stolzer Besitzer eines entsprechenden Autos. Aber in der 6. Minute war auch der gute Keeper machtlos, und Hehlingen führte verdient 1:0. Dann setzte Schwülper aber gefährliche Konter und konnte das Spiel drehen. Und dann kam das Beste am Spiel. In der 60. Minute holte Jan Biller aber mal eine richtige Fackel raus. Und der Strahl schlug zum gerechten 2:2-Endstand im Winkel ein. Es war ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel.
Stimmung
Die Atmosphäre war eher mittelmäßig. 65 Zuschauer hielten sich zurück. Bei den Toren wurde sehr verhalten gejubelt. Ich hatte vorab noch ein kurzes, nettes Gespräch mit dem ehemaligen sportlichen Leiter von Schwülper, der sich wie ich an den Knusper-Pommes labte.
Fazit
Aber zweimal wurde mir noch warm ums Herz.
Das erste Mal beim Einlass durch die Worte der sympathischen Kassiererin. Sie war begeistert von meiner Brille. "In ihrem Alter (naja...) laufen die Männer ja meistens nur mit langweiligen Brillen rum."
Das zweite Mal hüpfte mein Herz, als eine ziemlich Flocke aus naher Distanz in meine Richtung kam. Ich hielt die Sohle hin und die Pille blieb ein bis zwei Meter vor mir liegen. Der Jungspund neben mir quittierte das mit den Worten "Oh, der muss mal höher gespielt haben."
Glücklich ging es deshalb zur Uschi!
Fotos












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